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1. Das Deutsche Reich - S. 170

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 170 — Ruf. Neben ausgedehnten Nadelwäldern, Sumpf- und Heidestrecken trifft man auch ertragsreiche Ackerfelder, die infolge von Entwäsferungs- und Überrieseluugsarbeiteu immer mehr an Ausdehnung gewinnen. Auch entschädigt den Wanderer in diesem dünnbevölkerten Landstrich (20—30 Leute auf 1 qkm) der Anblick laudschaftlicher Schönheiten, der ihn vergeffen läßt, daß er sich im tiefsten Heidegebiet befindet. — Die Bevölkerung ist in diesem westpreußischen und dem angrenzenden posenschen Teil des Seenrückens zu 2/3 polnischer Abstammung und katholischer Konfession, Tie Nordwestabdachung des Landrückens erfüllt das Gebiet von Hinterpommern. Hier eilen die Küstenflüsse Rega, Persante, Wipp er, Stolpe, Lnpow und Leba (letztere bereits im Gebiete der Kassubei), der Ostsee zu. Die Täler der Flüsse werden von einzelnen Höhenzügen begleitet, die vom Rücken des Höhenzuges gegen das Meer hin streichen und hie und da bedeutende Erhebungen auf- weisen. Zu ihnen gehört der Steinberg (240 in), die höchste Er- hebuug Pommerns. Die bedeutendsten Seen sind der Plönesee und der durch kaualisierteu Abfluß mit demselben verbundene Madüsee, der größte pommersche Laudsee, in dem die geschätzte Maräne lebt,*) die sonst in Deutschland nur noch in einigen ostprenßischen Gewässern vorkommt. Die Bewohner von Hinterpommern sind — abgesehen von den Kafsuben — Deutsche und durchweg evangelisch, ein kräftiger Menschenschlag von mannhaftem Sinn, voller Liebe zum Althergebrachten, -bedächtig und laugsam, ja schwerfällig, gutmütig und treuherzig, oft vou derben Formen im Umgange. Ihrem Könige sind die Pommern uuwaudelbar treu, im Kriege ausdauerud und heldenmütig, wie sich dies im siebenjährigen Kriege, den Freiheitskriegen und 1870/71 Herr- lich bewährt hat**). Die Haupt uahruugsquelle der Bevölkerung ist Ackerbau und Viehzucht; besonders sind die pommerschen Schafe, Schweine und Gänse berühmt. Neben dem Großgrundbesitz (darunter die Güter des Fürsten Bismarck bei Varzin) ist in Hinter- Pommern der Bauernstand sehr reichlich vertreten. Die Fruchtbarkeit des Bodeus ist ungleich; doch finden sich auch äußerst fruchtbare Strecken, so der Wei zack er bei Pyritz und die Gegend um Polzin. Erwähnenswert ist auch die Bienenzucht mit ihren reichlichen Ergebnissen an Honig und Wachs. *) Mönche des ehemaligen Cisterzienserklosters .^lolpatz sollen einst diesen Fisch aus Italien nach diesem See gebracht haben. **) Friedrich der Große bezeichnete die Pommern als die erste Stütze des preußischen Staates und urteilt über sie in seinem politischen Testament 1765 also: „Die Pommern haben etwas Ungekünsteltes; sie würden nicht ohne Geist sein, wenn sie besser gebildet wären; niemals aber werden sie schlau und ver- schlagen sein. Der gemeine Mann ist argwöhnisch und hartnäckig; sie sind eigennützig, aber weder grausam noch blutdürstig, und^ihre Sitten zumeist sanft. Man bedarf also keiner Strenge, sie zu regieren. ^>ie geben gute Offiziere, vortreffliche Soldaten ab; manche leisten im Finanzfache gute Dienste; ver- gebens aber würde man aus ihnen politische Unterhändler machen wollen."

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 266

1904 - Habelschwerdt : Franke
266 grere Hlfte der Soldaten wurde aber im Auslande angeworben. Die Dienstzeit der Landeskinder dauerte gewhnlich zwanzig Jahre, doch wurden sie fr einen groen Teil des Jahres beurlaubt. Die angeworbeneu Soldaten dienten, solange sie waffenfhig waren. Die Truppen wurden mit der peinlichsten Sorgfalt einexerziert. Fürst Leopold von A n h a l t - D e s s a u, der alte Dessauer", fhrte beu eisernen Ladestock, das Bajonett, den Gleichschritt und die Aufstellung in drei Gliedern ein. Die Disziplin war sehr streng, und oft wurde die Prgelstrafe angewendet. Deshalb desertierten die Soldaten hufig. Wer wieder eingebracht wurde, erhielt die furchtbare Strafe des Spieruten- oder Gassenlaufens" ; im Wiederholungsflle wurde der Deserteur erschossen. Der König hatte eine Vorliebe fr groe Soldaten; sein Leib-regiment in Potsdam bestand aus lauter Rieseu. Der sonst so sparsame Herrscher gab groe Summen aus, um durch seine Werber lange Kerle" aus allen Lndern Europas herbeischaffen zu lassen. Selbst vor Anwendung von List und Gewalt schreckte der König hierbei nicht zurck. Das Leibregiment sollte aber auch ein Muster fr das ganze Heer sein. Alle Versuche zur Vervollkommnung des Heeres wurden zuerst in Potsdam gemacht. In den Offizieren, die der König selbst ernannte, suchte er die Standesehre zu wecken. Treueste Pflichterfllung und unbedingter Gehorsam sollten ihr Stolz sein. Der König verkehrte mit ihnen ganz kameradschaftlich, trug immer ihre Uniform und bevorzugte sie vor den Beamten. Durch die Errichtung des Kadettenkorps in Berlin sorgte er fr eine gute Ausbildung der Offiziere. Fr Soldaten-kinder stiftete er das groe Militr Waisen haus in Potsdam. Von dem Heere ging allmhlich ans das ganze Volk ein streng soldatischer Geist der, der es zu groen Taten befhigte. 6. Das^ Ende Friedrich Wilhelms I. und seine Verdienste. Der Fluchtversuch des Kronprinzen Friedrich (S. 270) bereitete dem Könige groen Schmerz. Als er aber die Sinnesnderung seines Sohnes sah, shnte er sich mit ihm aus. Von dieser Zeit ab herrschte das beste Einvernehmen zwischen ihnen. Die rastlose Ttigkeit des leidenschaftlichen Knigs hatte seine Krfte vorzeitig verzehrt. Die letzten Jahre feines Lebens qulte ihn die Gicht; spter stellte sich die Wassersucht eilt. Er starb am letzten Mai 1740 in einem Alter von nur 52 Jahren. Friedrich Wilhelm I. hinterlie einen Staat von 2 145 Quadratmeilen mit 2 '/2 Millionen Einwohnern, ein Heer von 83 000 Mann und einen Staatsschatz von 9 Millionen Talern. Friedrich Wilhelm I. ist mit Recht der grte innere König" Preuens genannt worden. Er hat sein Volk zur Arbeit, Einfachheit

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 270

1904 - Habelschwerdt : Franke
270 Zweiter Abschnitt. Das Zeitalter Friedrichs des Groften. 1740-1786 Friedrich der Groe, 17401786. 1. Iriedrichs Jugendzeit. Friedrich Ii. war der Sohn Friedrich Wilhelms I. und dessen Gemahlin Sophie Dorothea, der Tochter des Kurfrsten von Hannover und spteren englischen Knigs Georg I. Der Prinz, der am 24. Januar 1712 geboren war, stand bis zum 7. Jahre vornehmlich unter weiblicher Aufsicht; dann wurde er mnnlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gem sollte es einst die Aufgabe seiues Sohues sei, zu behaupten, was seine Vorfahren erworben hatten, und herbeizuschaffen, was dem Hause Braudeuburg vou Gott und Rechtswegen gebhre". Danach wurde die Erziehung des Prinzen eingerichtet. Der König bestimmte als Ziel derselben, aus Friedrich einen tchtigen Soldaten, einen guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstnde fhrten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Durch den Einfln seines Lehrers Dnhan de Jandun (diing dshangdng), der aus einer franzsischen Emigrantenfamilie stammte, entwickelte sich bei Friedrich eine Vorliebe fr franzsische Literatur und Musik. Auch neigte der Kronprinz, im Gegensatz zu der soldatischen und religisen Strenge seines Vaters, zu heiterem Lebensgenu und machte leichtsinnig Schulden, so da der König frchtete, Friedrich mrbe einmal den Staat durch Verschwendung zu-grnde richten. Noch grer wurde das Zerwrfnis zwischen Vater und Sohn, als die Knigin und ihr Bruder, Georg Ii. vou England, eine Doppelheirat zwischen ihren ltesten Kindern zustaude bringen wollten. Das Kaiserhaus sah aus politischen Grnden die Vermhlung des preuischen Kronprinzen mit einer englischen Prinzessin nicht gern, und der finge sterreichische Gesandte Seckendorf wnte den Argwohn Friedrich Wilhelms gegen England wachzurufen, so da er in die Heirat nicht einwilligte. Als die Knigin und ihre ltesten Kinder trotzdem ihre Beziehungen zum englischen Hofe nicht abbrachen, kam es zu heftigen Familienauftritten. Der harte Druck der vterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefhls veranlaten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der aber Koser, König Friedrich der Groe. 2. Bde. Stuttgart 18931903. Wienand, Friedrich der Groe. Monographien zur Weltgeschichte. Leipzig u. Bielefeld 1901. Aus der Instruktion Friedrich Wilhelms I. fr die Erziehung des Krn-Prinzen. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 48.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 271

1904 - Habelschwerdt : Franke
271 vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist. 2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen. Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck. Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49. Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 ' Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50 Ergnzungen Nr. 13, 14.

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 488

1904 - Habelschwerdt : Franke
488 4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen. 5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden. 6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt. 7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist. 8. Alle Preußen sind wehrpflichtig. 3. Der König. Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu. Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes. Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 29

1904 - Habelschwerdt : Franke
29 des Heerbannes, die Erhebung der Krongeflle, die Leitung der Rechtspflege und die Erhaltung des Landfriedens zu sorgen. der mehrere Grafschaften war in einigen Landesteilen ein Herzog gesetzt, dessen Befugnisse sich nur auf die Heeresverfafsnng bezogen. c) Germanisch war auch die Scricfitsoerfaffung. Fr die Insassen des Gaues war das Gaugericht zustndig, an dem die Freien teil-nahmen. Sie bildeten bei der Gerichtsitzung den Umstand" und gaben ihre Zustimmung oder Unzufriedenheit kund. Auer dem Gau-gericht gab es noch ein Hof- oder Knigsgericht. Dieses urteilte unter dem Vorsitz des Knigs oder des Pfalzgrafen der die schweren Vergehen. Als Beweismittel galten: Eideshelfer, welche die berzeugung beschworen, da sie den Angeklagten eines falschen Eides nicht fr fhig hielten, ferner die Zeugen und in schwierigen Fllen das Gottesurteil, welches auf der Anschauung beruhte, da Gott den Unschuldigen schtzen werde. Es gab verschiedene Arten von Gottesurteilen oder Orbalien-Am vornehmsten war der Zweikampf; in diesem galt der Besiegte als der Schuldige. Bei der Kreuzprobe muten der Klger und Angeklagte mit ausgestreckten Armen an Kreuzen stehen; wer die Arme zuerst sinken lie, galt fr schulbig. Die Feuerprobe wrbe verschiebeuartig vorgenommen. Der Angeklagte mute glheubes Eisen auf der Hand tragen ober mit bloen Fen der glhende Pflugschare gehen ober in einem mit Wachs bestrichenen Hemb durch Flammen laufen; blieb er unverletzt, so war seine Unschulb erwiesen. Beim Kesselfang wrbe verlangt, da der Angeklagte, ohne Schaden zu nehmen, einen Ring ober Stein aus einem Kessel mit fiebenbem Wasser heraushole. Bei der Wafferprobe warf man den Beschuldigten ins Wasser. Sank er nicht unter, so war er schuldig; denn man nahm an, da das reine Wasser den Verbrecher nicht dulde. Behauptete ein angeklagter Geistlicher seine Unschuld, so wandte man meist die Abendmahls-probe an; man erwartete, da der Genu des hl. Abendmahls dem Verbrecher zum Verderben gereichen msse. Zur Ermittelung eines Mrders diente die Blutprobe oder das Bahrrecht. Begannen die Wunden des Ermordeten zu bluten, wenn der des Verbrechens Beschuldigte zur Bal gefhrt wurde, fo galt dieser als Mrder (vgl. Nibelungenlied). Magebend fr die Entscheidung des Gerichts war das He kommen, doch fing man schon im 5. Jahrhundert an, die Gesetze aufzuschreiben. So entstanden die Volksrechte" oder, wie die Rmer sie nannten, die Gesetze der Barbaren" (leges barbarorum). Da man in deutscher Sprache noch nicht schreiben konnte, wurden sie lateinisch abgefat. Das lteste Volksrecht ist das der Salfranken, die Lex Salica; ihr folgten die Gesetzbcher der ripnarischen Frauken, der Alamannen, Bayern n. s. tu., die alle einen tiefen Einblick in die damaligen Kulturverhltnisse gestatten.

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 287

1904 - Habelschwerdt : Franke
287 konnten. Als Friedrich den trockengelegten Oderbrnch zwischen Frankfurt und Oderberg iu der Mark besichtigte, konnte er mit Recht sagen: Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert!" Auch der Warthe-und Netzebruch und der Drmling in der Altmark wurden trocken-gelegt und in Ackerland umgewandelt. In Ostfriesland lie der König einen Teil des Dollarts eindeichen und schuf so deu beraus fruchtbaren Laudschaftspolder. Um die Ertrge der Laudwirtschast zu steigern, empfahl der König den Anbau von Lupinen, Klee und Kartoffeln. Bei der Einfhrung der Kartoffel stie der König anfangs auf Widerstand. Durch Belehrung und Zwang brachte er es aber dahin, da die wert-volle Nahrungspflanze allgemeine Verbreitung faud. In den teuren Zeiten nach dem Siebenjhrigen Kriege und besonders in den Huuger-jhren 1771 und 1772 lernten die Landleute die neue Feldfrucht schtzen. Garten- und Obstbau wurden durch Prmien gefrdert. berall muten auf Befehl des Knigs Maulbeerbume angepflanzt werden, damit im Lande Seidenbau getriebeu werden konnte. Durch die Einfhrung spanischer Edelschase (Merinos) wurde die Schafzucht sehr gefrdert. Da der Bauernstand die Soldaten lieferte und den greren Teil der Steuern aufbrachte, so wandte ihm Friedrich besondere Aufmerksamkeit zu. Er verbesserte nicht nur die Lage der Bauern, indem er sie gegen die Willkr der Gutsherren und Beamten schtzte und die Frontage auf drei in der Woche beschrnkte, sondern er suchte vor allem den Bauernstand durch deu sog. Bauernschutz" in seinem ganzen Umfange zu erhalten. Der König verbot nmlich, Banernland zu Gnts-laud zu schlagen, und befahl, alle wstgewordeueu Hfe wieder mit Bauern zu besetzen. Fr zahlungsunfhige Bauern mute der Gutsherr die Steuern aufbringen. Die Domnenbauern erhielten durch Friedrich die Erblichkeit ihres Besitzes. Sein Versuch, die Leibeigenschaft der Bauern abzuschaffen, scheiterte jedoch wie einst unter seinem Vater, da sowohl der Adel als auch die Bauern gegen diese Neuerung waren. Wenn die Bauern ihr Ackerland als freies Besitztum erhalten sollten, so muten die Gutsherren entschdigt werden. Hierzu fehlten dem König die Mittel. Die Bauern selbst befrchteten, bei Miernten ohne Hilfe der Gutsherren nicht bestehen zu knnen. Einen Versuch, deu Ackerbau zu frdern, machte Friedrich auch durch fein Edikt der die Gemeinheitsteilungen und die bessere Zusammenlegung der Ludereieu". Die Gemeindehutungen, die von der Gutsherrschaft und den Bauern gemeinsam bentzt wurden und wenig einbrachten, sollten unter* die Besitzer verteilt werden. Bei der damals blichen Dreifelderwirtschaft wurde die gesamte Feldmark eines Dorfes in das Sommerfeld, Winterfeld und Brachfeld eingeteilt. Jeder Bauer hatte

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 276

1904 - Habelschwerdt : Franke
276 b. Ckaraktcr des siebenjhrigen Krieges. Da so viele Mchte in den Kampf verwickelt waren, mute der Krieg ein europischer werden. Es handelte sich in demselben fr Preußen auch nicht mehr um den Besitz Schlesiens, sondern um seine Existenz. Die Waffenerfolge Englands in dem zu gleicher Zeit zwischen Frankreich und England stattfindenden Seekriege blieben nicht ohne Rck-Wirkung auf Preuens Lage. C. 3)as ibeerwefen zur Seit Friedrichs des Groden. Das Kriegswesen Hatte während der vielen Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts groe Fortschritte gemacht. In allen Staaten gab es stehende Heere, und es wurde au der Ausbildung der Truppen eifrig gearbeitet. Die Soldaten wurden noch immer angeworben und dienten zeitlebens. Viele von ihnen waren verheiratet und suchten sich bei dem kargen Solde durch Nebenarbeit etwas zu verdienen. Freiwillig traten gewhnlich nur solche in das Heer ein, die ihren Beruf verfehlt hatten oder leichtsinnig und liederlich waren. Die Soldaten waren darnm so verachtet, da die Brger mit ihnen nicht verkehren wollten. Nene Rekruten wurden unaufhrlich im Auslande und in den Reichsstdten vou besonders dazn ausgesandten Werbeoffiziereu angeworben. Diese wandten dabei List und Gewalt an, weshalb sie sehr hufig selbst in die grte Gefahr kamen. Die Offiziere gehrten in Preußen fast ausschlielich dem Adel an, und die preuischen Könige wuten in ihnen einen hohen Begriff von militrischem Pflicht- und Ehrgefhl zu wecken. Auch fr ihre Ausbildung wurde hier gesorgt, doch war die Mehrzahl der Offiziere noch ungebildet und roh. Da die Soldaten zur Zeit Friedrichs des Groen nicht aus Liebe zum Vaterlande kmpften, sondern zum groen Teil Auslnder waren und meist gezwungen die Waffen trugen, konnten sie nur durch die strengste Disziplin zusammengehalten werden. Die Strafen waren barbarisch. Wegen der geringsten Vergehen wurden die Soldaten geprgelt; Eselreiten, Lattenliegen, Spierutenlaufen waren hufige Strafen. Deshalb kamen Desertionen sehr oft vor, obgleich die wieder eingefangenen Flchtlinge grausam bestrast wurdeu. Sobald die Flucht eines Soldaten in der Garnison bemerkt wurde, zeigte dies ein Alarmschu den Bewohnern der Stadt und der Umgegend an. Landreiter und Offiziere zu Pferde wurden nach allen Richtungen ausgeschickt. Die Bauern muten sich mit Seuseu und Dreschflegeln bewaffnen, um den Deserteur aufgreifen zu helfen. Besonders hufig waren die Desertionen im Kriege; nach verlorenen Schlachten kamen manche Heere in Gefahr, sich aufzulsen. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit: Soldatenleben im 18. Jahrhundert. Atzler, Qu. u. L. Ii Nr. 66.

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 418

1904 - Habelschwerdt : Franke
418 Geschtzfeuer wurden die Frauzoseu aber immer uher au die Festuug getrieben. Auch die sich heldenmtig opfernde franzsische Reiterei vermochte das Schicksal der Armee nicht zu wenden. Schon schlugen die Grauateu in die vou Verwundeten und Flchtigen berfllte Stadt ein, da erschien die weie Fahne ans der Festung, und der Geschtz-donner verstummte. Gegen 7 Uhr abends berbrachte ein franzsischer Offizier dem Könige, der mit dem Kronprinzen, Moltke, Bismarck und seinen Stabsoffizieren bei Frenois (freno) stand, ein Schreiben Napoleons. König Wilhelm wurde hiervon sehr berrascht, da er den franzsischen Kaiser bei der Armee Mac Mahons nicht vermutet hatte. Der Bries Napoleons lautete in deutscher bersetzung: Mein Herr Bruder! Nachdem es mir nicht vergnnt war, in der Mitte meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts brig, als meinen Degen in die Hnde Ew. Majestt zu legen. Ich bin Ew. Majestt Bruder Napoleon." Als die Gefangennahme Napoleons bei den deutschen Truppen bekannt wurde, ging ein Jubelsturm durch das ganze Heer. Napoleon hatte sich aber nur fr seine Person gesangen gegeben, und erst nach langen Unterhandlungen entschlo sich am 2. 9. 1870 2. September General Wimpffen zur Kapitulation. der 100000 Mann wurden als Kriegsgefangene nach Deutschland abgefhrt; auerdem fiel das gesamte Kriegsmaterial in die Hnde der Sieger. Napoleon >*=Xx*. Givonne Q3 tydaigny Villette Donchery Wado Balan ] Erklrungen: Deutsche x xx x Franzosen Fr. - Frenois Wad.= Wadelincourt Vvv - Gehlz von Garenne K. = Korps. Deutsche V.v;. - Gehlz von x xx x Franzosen Garenne Fr. - Frenois K. -Korps. Wad.= Wadelincourt B. - Bellevu,e St.m. - St. Menget Die Schlacht bei Sedan.

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 163

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 163 lichste und älteste Art des Raubens bestand in einem gewaltsamen Wegtreiben fremden Viehes, wobei die Hirten sehr oft erschlagen wurden. Solcher Raub war mit wenig Gefahr verbunden, und das platte Land bot ihn überall. Besser gerüstet und auf einen Kampf gefaßt mußten die Ritter dann sein, wenn sie aus einem Hinterhalte einzelne reisende Kaufleute oder ganze Züge solcher, die sich eben um der Räuber willen zusammen auf die Reise begeben hatten, ansprengten, wenn sie wegelagerten. Schien solchen Wegelagerern der rechte Augenblick gekommen zu sein, so suchten sie die Reisenden durch einen plötzlichen Überfall zu verwirren, sprengten sie mit gespannter Armbrust an, warfen sie nieder, schlugen ihnen die Wagen und Kisten auf, schwangen ihnen die Taschen aus, „daß man auch mit einer Pechfackel keinen Heller mehr darin hätte finden können." Wer Widerstand versuchte, wurde sofort erschossen, erstochen oder znsammenge-gehauen. Ließ sich erwarten, daß die Gefangenen sich „ranzionieren", d. H. durch Lösegeld loskaufen konnten, so wurden sie von den Räubern auf die Burg geschleppt und ihnen das Lösegeld abgequält. Namentlich die Bauern hatten von den Raubrittern viel zu leiden. Man drang in das Dorf ein, raubte die Habe, verwüstete die Vorräte und schleppte die Männer mit sich fort. In unterirdischen Burgverließen, in Finsternis, Moder und Unrat, vor Kälte, Hunger und Krankheit fast vergehend, lagen die Armen da, bis die Ihrigen ein Löfegeld, das meist ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen auf ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde." Man sagte damals auch: „Die Bauern bitten nichts so sehr zu Gott, als daß den Junkern die Pserde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten." Das Raubritterunwesen hielt sich trotz strenger Verbote und schärferer Handhabungen des Landfriedens bis ins 16. Jahrhundert hinein. Weit nachdrücklicher als kaiserliche Verordnungen und Strafen half die unter dem Schutze des städtischen Gemeinlebens aufblühende Bildung dem Übel des Raub- rittertums ab. Der Adel blieb der sich ausbreitenden Bildung nicht ganz fremd, begann sich allgemach der Räubereien zu schämen und 11*
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